Wie du Höllenkundschaft entlarvst

Autorin: Nicole

Es ist dieser Moment, wenn man seinen Laptop an die Wand schmeissen, das Handy im Klo ertränken und das Mailprogramm ermorden möchte, in dem man begreift: Ich habe zu viele Pita-Kunden. Nein, die euphemistische Abkürzung hat nichts mit Humus zu tun – sie steht für «pain in the ass». Das Heimtückische an Pita-Kunden ist:

Sie kommen in allen Formen und Gestalten und geben sich meist erst dann zu erkennen, wenn man bereits knietief im Schlamassel steckt. Es ist weder ein Kraut gegen sie gewachsen, noch ein Algorithmus erfunden worden, der Pita-Anfragen mit roten Fähnchen in der Mailbox versieht. Umso wichtiger ist es, die frühen Warnsignale, welche diese Spezies aussendet, zu erkennen und zu handeln, bevor sie einem das letzte bisschen Arbeitswillen aussaugen.​

1. Die Händler:innen

Irgendwann wurde offenbar beschlossen, dass Preise von Selbstständigen stets Verhandlungssache sind. Oh und was sind die potenziellen Kund:innen kreativ, wenn es darum geht, das Honorar zu drücken:

«Wir sind nur ein kleines Start-up!» Ah ok.. und weil ich als Freelancerin ein Grosskonzern bin, soll ich euch nun einen Rabatt gewähren?

«Der deutsche Kollege hat nur die Hälfte verlangt!» Könnte das daran liegen, dass er in Deutschland wohnt?!

«Wir bezahlen für den ersten Auftrag weniger, weil wir uns ein Bild von Ihrer Arbeit machen möchten.» Völlig einleuchtend. Ich bezahl dann nächstes Mal auch nur die Hälfte für meine Pizza, weil ich noch nie in diesem Restaurant gegessen habe und nicht weiss, ob mir die Napolitana da schmeckt.

Kritisches Nachfragen, wie ein Preis zustande kommt, ist völlig legitim. Spätestens dann, wenn einem die Situation aber an den letzten Städtetrip nach Istanbul erinnert, wo man auf dem türkischen Basar das Teetässchen-Set von 12 auf 7 Franken herunterzuhandeln versucht hat, sollte man als Selbstständige:r hellhörig werden, denn Händler:innen machen einem das Leben schwer.

2. Die Misstrauischen

Es ist nichts verkehrt daran, dass sich jemand nach dem geleisteten Arbeitsaufwand erkundigt. Kritisch wird es dann, wenn eine Kundin oder ein Kunde jede Arbeitsminute erklärt haben möchte und ohnehin bei jeder Aufgabe das Gefühl hat, dass man sie locker in der Hälfte der Zeit hätte bewältigen können. In diesen Fällen hilft auch kein detailliertes Aufwandsprotokoll. Schliesslich lässt sich auch das fälschen. Deshalb gilt: Erklären und dokumentieren – ja. Rechtfertigen und verteidigen – nein. Ein gewisses Grundvertrauen muss auf beiden Seiten vorhanden sein.

3. Die Chaoten

Wenn ein 20-seitiges Briefing mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet. Wenn das nicht enden wollende Kick-off-Meeting einem an seiner Intelligenz zweifeln lässt. Wenn Abläufe unlogisch sind, Deadlines immer wieder verschoben und Rückfragen nur mit grosser Verzögerung beantwortet werden – dann ist klar: Man hat es mit einem Chaoten zu tun. Chaoten sind keine bösen Kund*innen. Aber sie kosten Zeit. Umso wichtiger ist es, ihnen keine Pauschalen anzubieten, sondern nach Aufwand zu verrechnen.

4. Die Besserwisser:innen

«Ich habe Germanistik studiert», «Ich hab früher selbst Websites programmiert», – diese und ähnliche Kommentare sollten die Alarmglocken klingeln lassen. Auftraggebende, die schon in der ersten Minute ihr eigenes Fachwissen anpreisen, entpuppen sich häufig als besserwisserische Pitas mit einem nervenraubenden Hang zum Micromanagement. Sie sind meistens davon überzeugt, dass jeder ausser ihnen ein inkompetenter Vollidiot ist und sie ohnehin immer recht haben.

Wer erfolgreich mit Besserwisser-Pitas zusammenarbeiten möchte, muss viel Fingerspitzengefühl in der Kommunikation beweisen und lieber einmal zu viel als zu wenig die phänomenalen Ideen und grandiosen Feedbacks loben, mit denen einem diese Art von Pita-Kund:innen zu jeder Tages- und Nachtzeit bombardieren wird.