Freelancer:innen-Alltag: Wie berechnest du dein Honorar?

Autorin: Nicole

Du hasst es, mit Freunden über Geld zu sprechen? Magst es nicht, wenn dich Fremde nach deinem Gehalt fragen? Lohnverhandlungen sind für dich ein Graus? Dann bereite dich emotional besser schon mal auf all das vor. Denn sobald du als Freelancer:in arbeitest, dreht sich plötzlich alles um die Kohle.

Deine Freunde werden sich besorgt erkundigen, ob du genug verdienst. Wildfremde Menschen werden dich gleich nach der Information «Ich bin selbstständig» fragen, ob man denn davon leben kann. Und selbstverständlich wirst du mit deinen Kund:innen permanent Preise verhandeln müssen.

Welche Honorarabzüge müssen Freelancer:innen berücksichtigen?

Um das zu tun, solltest du aber erst einmal selbst verstehen, wie sich ein Freelancer:innen-Honorar zusammensetzt und wie du dein Einkommen als Selbstständige: berechnest.

Die wichtigste – wenn auch einigermassen offensichtliche – Information vorweg: 100’000 Franken Bruttolohn als Festangestellte:r sind nicht mit 100’000 Franken Bruttoverdienst als Selbstständige:r zu vergleichen. Warum nicht?

Deshalb:

  • AHV/IV/EO: Die Beitragssätze betragen kumuliert 10 Prozent. Im Gegensatz zu Arbeitnehmenden musst du diese alle selbst bezahlen.

  • Berufliche Vorsorge: Im Gegensatz zu Festangestellten können Einzelunternehmer:innen wählen, ob sie mit einer Pensionskasse für ihr Alter vorsorgen Während bei Festangestellten auch die Arbeitgebenden einen Anteil an die Vorsorge leisten, müssen Selbstständige allein fürs Alter sparen.

  • Unfallversicherung: Freelancer:innen sind nicht wie Festangestellte obligatorisch gegen Unfälle Willst du dich freiwillig versichern lassen, gehen die Kosten zu deinen Lasten. Wenn du, während du krank bist oder mit einem gebrochenen Bein zu Hause liegst, ein Taggeld beziehen willst, ist zudem eine Zusatzversicherung nötig.

  • Arbeitslosenversicherung: Selbstständige können sich nicht gegen Arbeitslosigkeit versichern – auch nicht freiwillig. Entsprechend musst du allfällige Auftragslücken durch ein finanzielles Polster selber abfangen können.

Arbeitszeit heisst nicht bezahlte Zeit

Dachtest du, das sei schon alles? Leider nein. Um zu verstehen, wie viel du von deinen Kunden verlangen solltest, müssen wir uns zuerst über verrechenbare Arbeitszeit unterhalten. Während bei Festangestellten nämlich auch die Kassen klingeln, wenn sie einfach nur präsent sind, ja sogar, wenn sie mit dem Gspänli Kaffipause machen oder vier Wochen im Jahr im Meer planschen, bedeutet unproduktive Zeit für Freischaffende auch automatisch ein geringeres Einkommen.

Feiertage? Sorry, weniger Stutz auf dem Konto. Krank? Oups… dumm gelaufen (ausser du hast eine Taggeldversicherung). Eben mal einen halben Tag damit verbracht, deine Webseite zu aktualisieren, Rechnungen zu verschicken, neue Kunden zu akquirieren, eine Offerte zu schreiben oder einen Pitch zu formulieren? Ja, du vermutest richtig… auch diese Arbeitszeit kannst du deinen Kunden nicht direkt in Rechnung stellen.

Und was kostet dich der ganze Spass?

«Ihr Spassbremsen», denkst du dir jetzt. Du hast ja Recht. Aber hey, wir wären nicht We Talents, wenn wir dir nicht alle wichtigen Informationen übers Dasein als Freelancer:in auf den Weg geben würden. Deshalb geht es jetzt auch noch an die Geschäftskosten, jene Ausgaben also, die du tätigen musst, damit du dein Business überhaupt führen kannst: Laptop, Handy, Software, Werkzeuge, Maschinen, Büroklammern, Druckerpatronen, Internet, Webhoster, Auto, Velo, Fachzeitschriften, Kurse, Seminare, Veranstaltungen, Verbandsmitgliedschaften, Versicherungen und so weiter und sofort.

Nein, wir wollen dich mit dieser Liste nicht demotivieren. Stattdessen wollen wir dir zeigen, dass es sich lohnt, eine Realkostenrechnung zu machen. Nur wenn du weisst, welche Kosten anfallen, damit du dein Geschäft betreiben kannst, verstehst du, wie viel du mindestens verdienen musst, um mit einer schwarzen Null aus der Sache rauszukommen und wie viel du verlangen solltest, um tatsächlich Gewinn zu erwirtschaften.

So kannst du dein Freelancer:innen-Honorar berechnen

Mit dem Hourly rate calculator kannst du dir einen Überblick verschaffen, wie hoch dein Stundenansatz sein müsste. Leider gibts das Tool nur in Englisch und nur mit US-Dollar. Trotzdem liefert es eine prima Berechnungsgrundlage. So viel zum Thema, wie viel du verlangen musst. Wie viel du verlangen kannst, hängt dann aber massgeblich von deiner Erfahrung, deinem Kundennetz, deiner Branche und selbstverständlich auch von deinem Verhandlungsgeschick ab.

Dein Honorar einfach über We Talents verrechnen