Was du dich vor jedem Auftrag fragen solltest

Autorin: Nicole

Warum arbeitest du? Weil du Miete bezahlen musst? Weil es dir sonst langweilig würde? Weil es dir Spass macht? Weil du etwas erreichen, etwas verändern willst?

Eigentlich müsste sich jeder diese Frage stellen. Nicht einmal, sondern immer wieder. Denn die Antwort entscheidet über alles, was wir tun oder eben nicht tun. Sie entscheidet, ob wir unserem Herzen folgen, selbst wenn eine Stelle oder ein Projekt nicht so gut bezahlt ist. Sie entscheidet, ob wir bis spät in die Nacht ackern, um unseren Lebensstandard zu finanzieren. Sie entscheidet, ob wir Zeit in eine Weiterbildung investieren, um einem beruflichen Ziel näherzukommen.

Machst du das, was du wirklich willst?

Während Festangestellte sich die Sinnfrage in der Regel alle paar Jahre bei einem Jobwechsel stellen, sind Freelancer:innen damit bei jedem Auftrag konfrontiert. Warum nimmst du einen Projektauftrag an? Schliesslich könntest du dich stattdessen auf dem Sofa fläzen und netflixen oder aber ein eigenes Projekt pitchen.

Doch seien wir mal ehrlich: Die meisten von uns schlagen wahrscheinlich ohne lange zu reflektieren einfach zu, wenn sich die Chance auf ein neues Projekt bietet. Das geht in der Regel solange gut, wie die Entscheide zufällig oder intuitiv mit dem eigenen Wertesystem korrelieren.

Hat man tief in sich drin allerdings grosse Ambitionen, orientiert sich im Alltag jedoch primär daran, welcher Auftrag am meisten Geld bringt, wird man eines Morgens aufwachen und sich die Frage stellen: Warum tu ich mir das eigentlich an? Damit es nicht soweit kommt, überleg dir vor jeder Zusage:

1. Macht mich dieser Auftrag glücklich?
2. Macht mich dieser Auftrag reich?
3. Macht mich dieser Auftrag berühmt?

0 Punkte? Ablehnen!

In einer perfekten Welt würde dir jedes Projekt Freude bereiten, viel Geld bringen und dank Prestige auch noch deine Karriere vorantreiben. Wir leben aber nicht in einer perfekten Welt. Deshalb gilt: Erfüllt ein Auftrag zwei oder drei dieser Punkte, nimm ihn an. Erfüllt er nur einen, kann das in manchen Phasen für ein «Ja» ausreichen.

Wenn der Kontostand tiefrot ist und sich im Vorratsschrank nicht einmal mehr WC-Papier findet, kann Geld allein eine ziemliche Erlösung bringen. Bist du in einer Phase, in der du eine neue Nische aufbauen oder dir einen Namen machen willst, können dir prestigeträchtige Projekte dabei helfen, dein Portfolio zu formen.

Erfüllt ein Auftrag keiner der Kriterien: Lehn ihn ab und investiere deine Zeit stattdessen in Personal Branding, das Pitchen deiner eigenen Projekte oder – mach einfach mal gar nichts.

Kreiere dein eigenes Freelancer-Wertesystem

Zufriedenheit, Geld und Prestige sind drei Aspekte, die eine Rolle spielen können. Es lohnt sich aber, dein ganz persönliches Werte- und Evaluationssystem zu schaffen. Überlege dir dazu, welche Entscheidungskriterien für dich besonders wichtig sind.

- Möchtest du Beruf und Familie unter einen Hut bringen?
Dann spielt die Flexibilität eine wichtige Rolle.

- Willst du die Welt mit deiner Arbeit verbessern?
Dann könnte Sinnhaftigkeit ein ergänzendes Kriterium sein.

- Willst du dich nicht ständig nerven?
Dann ist die Kundenbeziehung ein relevanter Faktor für deine Entscheidung.

Es hilft übrigens, dir diese Fragen nicht erst dann zu stellen, wenn bereits eine Anfrage in deiner Mailbox wartet. So können nämlich vorübergehende Emotionen deine tatsächlichen Bedürfnisse überschatten. Versuch deshalb, dir in einer ruhigen Minute und ganz grundsätzlich die Frage zu stellen: Warum arbeitest du?